Debatte: Migrantifa


Zur Verbindung antirassistischer und antifaschistischer Kämpfe

Unter dem Banner »Migrantifa« organisieren sich seit dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 zahlreiche Aktivist*innen. Dies nehmen wir zum Ausgangspunkt, um über die Verbindung antifaschistischer, antirassistischer und antikapitalistischer Kämpfe zu diskutieren. Hier unser Call zur Frage, wie solidarische Allianzen heute aussehen könnten.

Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau bei einem rassistischen Anschlag neun Menschen ermordet: Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun und Fatih Saraçoğlu. Als Reaktion auf die rassistische Gewalt gründeten sich bundesweit zahlreiche lokale Migrantifa-Gruppen. Migrantifa, das bedeutet »antifaschistische Politik von Migrant*innen für Migrant*\innen zu machen«. Seither wurden in Deutschland Demonstrationen, Kundgebungen und Veranstaltungen unter dem Banner »Migrantifa« organisiert: gegen rassistische Polizeigewalt, ausbeuterische Klassenverhältnisse oder das europäische Grenzregime.

Die Frage, wie sich antifaschistische und antirassistische Kämpfe miteinander verbinden lassen, beschäftigt die radikale Linke bereits seit Jahrzehnten - jeweils in unterschiedlichen politischen Konstellationen. Heute ist sie so aktuell wie nie. Deshalb wollen wir mit euch über Strategien migrantifaschistischer Politik diskutieren. Im Rahmen dieser Debatte sind bereits Beiträge zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung als antirassistischem Aktionstag, erschienen. Außerdem haben wir mit Migrantifa Berlin und der Krieg und Frieden-AG der IL über den 1. Mai als Moment des Klassenkampfs gesprochen.

Nun möchten wir von euch wissen: Welche Strategien helfen uns weiter gegen rassistische Polizeigewalt? Wie lassen sich antifaschistische, jüdische und (post-)migrantische Kämpfe zusammenführen? Wo gibt es bereits solidarische Allianzen, an die sich anknüpfen ließe? Und wie ist eigentlich der Stand antirassistischer Politik innerhalb der IL? Auf welche Geschichte antifaschistischer und migrantischer Kämpfe blicken wir zurück, was hat sie zusammengebracht, was gespalten? Welche rassistischen Strukturen bestehen innerhalb linksradikaler Gruppen, die mehrheitlich weiß sind und welche Praxen braucht es dagegen? Welche Rolle spielt (post-)migrantische Organisierung in aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen und sozialen Kämpfen, was macht das mit unserer Arbeit in Bündnissen und der Linken überhaupt?

Diesen und vielen weiteren Fragen wollen wir einen Raum geben und rufen Euch als Einzelpersonen und Gruppen – aus der IL und aus dem Kreise unserer Freund*innen und Kritiker*innen – auf, Euch an der Debatte zu beteiligen und uns Eure Artikel-Vorschläge zu schicken. Ihr erreicht uns unter blog@interventionistische-linke.org. Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion!

Bild: We'll Come United-Demo im September 2017 in Berlin, @ekvidi