Extinction Rebellion (XR)


Eine solidarische Kritik der Interventionistischen Linken

XR wird in der Klimabewegung derzeit heiß diskutiert. Aus der radikalen Linken kommt viel Kritik, teils auch pauschale Ablehnung. Wir als iL freuen uns über den Mobilisierungserfolg der Rebellionswoche und arbeiten mit XR zusammen. Dennoch sehen auch wir manches kritisch. Unsere Einwände haben wir nun in Form eines offenen Briefes an XR etwas ausführlicher begründet. Wir hoffen auf eine spannende Debatte.

english version below

Liebe Rebell*innen,

beeindruckende Massenblockaden in vielen Metropolen der Welt liegen hinter uns. Nachdem am 20. September 1,4 Mio. Klimastreikende allein in Deutschland Geschichte schrieben, beteiligten sich vom 7.-13. Oktober Tausende an euren Aktionen in Berlin. Viele wagten zum ersten Mal den Schritt in den zivilen Ungehorsam. Selbst bei Regen und Kälte habt ihr euch an Brücken gekettet und zentrale Plätze der Stadt über Tage hinweg besetzt gehalten. Eure markante Symbolik und eure oft sehr persönliche Sprache waren medial überaus sichtbar. Sie drückten ein Verlangen nach Wahrhaftigkeit und radikalem Wandel aus. In euren und vielen weiteren Aktionen verdichtet sich, was Greta Thunberg beim UN-Gipfel in New York am 23. September den Regierungen der Welt entgegenschleuderte: »Right here, right now, is where we draw the line!«.
Dieses Momentum eines sich ausbreitenden Willens zum Aufstand für das Leben müssen wir nutzen und weitertreiben. Die Verantwortung ist groß, denn die Zeit läuft uns davon. Nur gemeinsam können wir eine machtvolle, weil plurale, miteinander streitende und doch solidarisch zusammenstehende Klimagerechtigkeitsbewegung aufbauen. Aus dieser Überzeugung heraus stellen wir uns entschieden gegen die Spaltungsdynamik, die in den letzten Wochen auch von Teilen der (radikalen) Linken angeheizt wurde. Dem vielfach überzogenen und selbstgerechten Shitstorm gegen Extinction Rebellion (XR) wollen wir eine hoffentlich konstruktive Rückmeldung unserer Wahrnehmungen entgegensetzen. Ihr habt uns und andere Gruppen wiederholt um Kritik gebeten und erkennbar versucht, aus Fehlern, wie sie gerade für eine junge Bewegung nicht überraschend sind, zu lernen. Wir sind insofern zuversichtlich, dass ihr unsere Anregungen ernst nehmt und wir die Diskussion und Zusammenarbeit fortsetzen und intensivieren können.
Ermutigend ist aus unserer Sicht, dass ein solcher Verständigungs- und Kooperationsprozess in Großbritannien, dem Mutterland von XR, bereits weiter vorangeschritten ist. Wir haben den Eindruck, dass dies in Deutschland bisher noch zu wenig wahrgenommen wird. Daher wollen wir auch einige Schlaglichter auf die dortige Debatte werfen und hoffen, eine ähnliche Entwicklung in Deutschland anzustoßen. Dazu gehört natürlich auch, der Frage nachzugehen, was die Klimagerechtigkeitsbewegung und die radikale Linke von XR lernen können. Dem können wir an dieser Stelle bestenfalls in Ansätzen gerecht werden. Wir wollen die selbstkritische Reflexion aber an anderer Stelle weiter vertiefen.
Unsere Kritik an XR betrifft unterschiedliche Aspekte der Strategie und ihrer praktischen Umsetzung – und wir sind uns, jenseits des hier festgehaltenen, keineswegs in allem einig. Wir sind uns bewusst, dass XR derzeit ein sehr heterogenes, schnell wachsendes und unübersichtliches Spektrum lokaler Gruppen umfasst. Vieles sortiert und entwickelt sich noch und vieles, was wir im Folgenden ansprechen, wird sicherlich auch innerhalb von XR längst diskutiert. Wir greifen lediglich bestimmte Tendenzen heraus, die uns problematisch erscheinen – oder die uns umgekehrt inspirieren und in denen wir euch bestärken möchten.

1. »Beyond Politics«?! Es braucht eine klare Herrschaftskritik und bewusste Bündnisarbeit

Die Botschaft von XR ist universalistisch: von der Klimakatastrophe und der Zerstörung der Artenvielfalt sind – letztlich – alle betroffen. Dementsprechend sind auch alle aufgerufen, mit der »toxischen« Logik des Systems zu brechen. Zugleich ist aber klar, dass Menschen je nach Region und sozialer Lage hochgradig zeitversetzt und in extrem ungleichem Maße von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Eine Massenrebellion lässt sich deshalb nach unserer Überzeugung nur entlang der tiefen Kluft zwischen Hauptverursacher*innen und Leittragenden der Krise entfesseln. An vielen Orten der Welt ist diese Rebellion längst im Gange. Denn auch der »Notstand« ist für viele Menschen schon lange bittere Alltagsrealität. Indigene, People of Colour, Frauen und andere von Ausgrenzung und Armut besonders betroffene Gruppen stehen in diesem Kampf an vorderster Front. Das bleibt für die meisten Menschen in Europa bisher aber unsichtbar. Es gehört zu unseren zentralen Aufgaben, dies zu ändern – und zwar gerade, weil die Mehrheit der hierzulande bei XR, Fridays for Future oder linken Gruppen aktiven Menschen aus (noch) vergleichsweise gesicherten Lagen heraus spricht und leichter Gehör findet.
Die Rhetorik von XR, wonach wir »alle in einem Boot« sitzen, ist aus unserer Sicht aber wenig hilfreich, um den Anspruch auf Klimagerechtigkeit mit Leben zu füllen. Gegner*innen und Verbündete, Herrschaftsstrukturen und Handlungsperspektiven müssen im Kampf gegen den Klimawandel deutlicher benannt werden. Unternehmen und Regierungen, die im Wissen um die tödlichen Folgen ihrer Politik seit Jahrzehnten eine Nachhaltigkeitswende aktiv verhindern, müssen von unserem Protest klar adressiert und angegriffen werden. Ein »jenseits von Politik« kann es nicht geben. Gerade die Klimakrise ist hoch politisch, weil es um die Verteilung von knapper werdenden Ressourcen, Zufluchtsorten und Gestaltungschancen geht. Diese Überlegungen haben in den USA dazu geführt, dass XR eine 4. Forderung nach gerechter Transformation aufgestellt hat. Der Fokus liegt dabei auf den verletzlichsten sozialen Gruppen sowie indigenen und ökologische Rechten.
Dabei sehen wir durchaus, dass sich ein Teil des Erfolges von XR aus Zurückhaltung bei der politischen Positionierung erklärt: Durch die Forderung nach einer Bürger*innenversammlung, die alles weitere zu entscheiden habe, entlastet ihr euch bisher weitgehend von Debatten um Ursachen und Lösungsvorschläge. Und solche Debatten bergen Zersplitterungspotential (die Linke kann davon ein Lied singen). Als reiner Mobilisierungshebel für die Aktivierung von Menschen jenseits traditionell links sozialisierter Kreise mag das zurzeit als geschickter Schachzug erscheinen. Versteift ihr euch aber auf Dauer auf die Illusion der Überparteilichkeit, dann blockiert das notwendige Debatten. Und es wirkt zahnlos, weil selbst Offensichtliches, wie das Profitmotiv hinter der Lobbymacht der fossilen Energiewirtschaft oder dem globalen Raubbau der Agrarindustrie, nicht klar benannt wird.
Auch läuft XR so Gefahr, sich von den weit zurückreichenden Erfahrungen und Wissensbeständen bestehender Emanzipationsbewegungen abzukoppeln. Ungewollt verstärkt das die Tendenz, soziale und ökologische Kämpfe gegeneinander auszuspielen. Begriffe wie ›Kapitalismus‹, ›Ausbeutung‹, ›(Post-)Kolonialismus‹ oder ›Patriachat‹ vermeiden viele Menschen bei XR, um niemanden zu verschrecken. Sie sind aber keineswegs nur Schlagworte einer auf Abgrenzung bedachten radikalen Linken. Es sind auch analytische Kategorien, die wir brauchen, um zu verstehen, wogegen wir kämpfen.
Wir können nachvollziehen, dass am Anfang das Bedürfnis besteht, sich nicht in ein politisches Schema einordnen zu lassen. Auch »Occupy« in den USA und die »Indignados« in Spanien haben das zunächst getan. Als Absetzungs- und Neugründungsversuch kann dies im besten Fall eine das Feld öffnende Wirkung entfalten. Damit entsteht aber ein Raum der Auseinandersetzung, der neue Organisationen und Strömungen hervorbringt. Und all das spielt sich nicht jenseits der bereits existierenden Gruppen und Strukturen ab. XR kann auch nicht als allumfassende Klammer verstanden werden. Ihr steht für einen strategischen Ansatz neben anderen. Es ist entscheidend, dass wir alle versuchen, die Konsequenzen unseres Handelns auch für andere Gruppen in der Bewegung mitzudenken. Dafür braucht es eine kontinuierliche Kooperations- und Bündnisarbeit, Streit und Verständigung, wie sie in Großbritannien bereits in Gang gesetzt wurde. Wir wünschen uns dabei, dass sich XR sehr deutlich nach rechts (und auch gegenüber verschwörungstheoretisch-esoterischen Kreisen) abgrenzt und der Zusammenarbeit mit Nazis und anderen autoritären Akteuren eine klare Absage erteilt. Nach irritierenden Aussagen einzelner XR-Aktivist*innen, scheint sich inzwischen eine klarere Linie durchzusetzen. Dies folgt in unseren Augen auch logisch aus den Grundprinzipien von XR, in denen es (neuerdings) erfreulich deutlich heißt:

»Sprache und Verhalten, das rassische Dominanz, Sexismus, Antisemitismus, Islamophobie, Homophobie, Behindertenfeindlichkeit, Klassendiskriminierung, Altersvorurteil und alle anderen Formen der Unterdrückung, einschließlich beleidigender Sprache, aufweist, werden weder in Aktionen noch anderswo und weder persönlich noch online akzeptiert.«

Die Solidaritätsbekundungen gegenüber den Opfern des Nazi-Terrors in Halle und dem kurdischen Widerstand gegen den brutalen Angriffskrieg der Türkei während der Rebellionswoche haben uns sehr gefreut. Wir hoffen, dass XR diese progressive Grundorientierung auch in Zukunft beibehält.

2. Ungewollte Ausschlüsse wahrnehmen und Repression nicht verharmlosen

Für die Verständigungs- und Orientierungsprozesse von XR-GB war ein offener Brief der britischen Klimagerechtigkeitsbewegung wichtig. Er wurde von »The Wretched of the Earth« (einer von People of Colour und Migrant*innen geprägten Grassrootsinitiative) zusammen mit vielen anderen linken Gruppen (u.a. auch »Ende Gelände«) veröffentlicht. Der Brief mahnte einen sensibleren Umgang mit Fragen von Klassenungleichheit oder rassistischer und sexistischer Ausgrenzung und Repression an. Wir nehmen wahr, dass XR-GB darauf reagiert hat und in der öffentlichen Repräsentation der Proteste inzwischen deutlich differenzierter auf diese Themen eingeht. In Deutschland hat u.a. Carola Rackete diese Perspektive innerhalb von XR durch eine Verknüpfung mit Fragen von Flucht und Migration prominent vertreten, so etwa bei ihre Rede auf der Blockade am großen Stern.
Die Blockaden in London wurden diesmal von zehntausenden Menschen aus ganz unterschiedlichen Milieus und politischen Gruppen getragenen. Der »Environmental Justice Block« (EJB), zu dem neben »The Wretched of the Earth« auch »Black Lives Matter« gehörten, trat offensiv für eine Skandalisierung der Tatsache ein, dass diejenigen, die am wenigsten zur Verursachung der Klimakatastrophe beigetragen haben, am härtesten von ihren Folgen getroffen sind. Diese Sichtbarkeit von »frontline communities« ist ein entscheidender Fortschritt für eine Klimagerechtigkeitsbewegung, die der globalen sozialen Ungleichheit in der Bekämpfung des Klimawandels Rechnung trägt. Wir wünschen uns auch von XR Deutschland, gezielt auf eine solche Öffnung der Bewegung hinzuarbeiten. Und das nicht nur, um dem Vorwurf zu begegnen, es handele sich bei XR bloß um ein paar weiße Mittelschichtshippies, die durch ihre Straßenpartys hart arbeitende Menschen davon abhalten, ihre Kinder von der Kita abzuholen. Wir glauben grundsätzlich, dass nur eine Bewegung, die die verleugneten Erfahrungen der Unterdrückten ins Zentrum rückt, darauf hoffen kann, jene umfassende Veränderung, die wir für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten brauchen, tatsächlich durchzusetzen.
Kofi Mawuli Klu, Koordinator des internationalen Solidaritätsnetzwerkes von XR in GB (und ein vor politischer Verfolgung aus Ghana nach Brixton geflüchteter Aktivist), benennt in diesem Zusammenhang ein Problem der XR-Strategie:

»Anders als andere, die die Bewegung von außen kritisieren, haben wir auf dem Versuch beharrt, Extinction Rebellion stärker für Menschen jenseits weißer Mittelschichten zu öffnen – aber es war schwierig. […] Rassifizierte, schwarze und migrantische Communities können es sich nicht leisten, verhaftet zu werden.«

Im oben erwähnten offenen Brief von »The Wretched of the Earth« wird dementsprechend zurecht unterstrichen:

»XR-Aktive sollten in der Lage sein, ihr Privileg, eine Verhaftung zu riskieren, zu nutzen, um zugleich auf den rassistischen Charakter von polizeilicher Überwachung und Kontrolle hinzuweisen. Obwohl einige solcher Analysen begonnen haben: Bis sie für die Organisierungsprozesse von XR zentral sind, reichen sie nicht aus.«

Die Philosophie der Gewaltlosigkeit und das strategisch begründete Bemühen von XR um konsequente Deeskalation sind völlig legitime Ansätze. Sie sollten aber nicht umschlagen in eine Verharmlosung der Repressionsapparate des Staates – nach dem Motto: »die machen auch nur ihren Job«. Lobeshymnen auf die »geliebte« Polizei konnten wir bei zahlreichen XR-Aktionen beobachten. Sie müssen all jenen bitter aufstoßen, die aufgrund ihrer sozialen Position oder ihres politischen Engagements regelmäßig staatlicher Gewalt ausgesetzt sind – und die in der Regel keine so relativ freundliche Behandlung erwarten können, wie viele XR-Aktive sie derzeit (noch) erfahren. Einzelne Polizist*innen als von der Klimakrise betroffene Menschen anzusprechen, kann sicher sinnvoll sein. Aber das sollte nicht über den Charakter des staatlichen Gewaltapparates hinwegtäuschen. Seine Hauptfunktion besteht darin, die herrschenden Macht- und Eigentumsverhältnisse abzusichern. Und umso erfolgreicher wir als Bewegung sind, umso mehr müssen wir damit rechnen, verschärfter Repression ausgesetzt zu sein. Es gibt unterschiedliche Arten, darauf zu reagieren. Es kann, abhängig von den Bedingungen, auch legitim sein, sich gegen Angriffe zu wehren. Auch denjenigen, die militantere Formen des Widerstands wählen, gilt unsere Solidarität, insoweit uns das Ziel eint, die gewalttätigen Verhältnisse zu überwinden.
Die verspielt-kuschelige Protestkultur trägt für einige sicher zur Attraktivität von XR bei. Sie birgt aber die Gefahr einer (wenn auch ungewollten) Ausgrenzung derjenigen, die sich diese Naivität buchstäblich nicht leisten können. Die »wir-haben-uns-alle-lieb«-Rhetorik wirkt auf viele Menschen aufgesetzt. Eine breite Bewegung kann nicht von allseitiger persönlicher Sympathie getragen sein. Die Vorstellung, wir müssten einander nur unsere Herzen öffnen, um aus dem Kreislauf des gegeneinander auszubrechen, erscheint eher als Ausblendung der faktischen Brutalität der sozialen Wirklichkeit. Jene, die diese Härten jeden Tag spüren, dürften davon befremdet sein und sich nicht repräsentiert fühlen.

3. Aufklärung und politische Gestaltung statt Beschwörung der Apokalypse

Entscheidend für das aktuelle Momentum von XR und Fridays for Future ist die massenhafte Realisierung der eigenen existenziellen Betroffenheit durch die Klimakatastrophe. Seit Gretas Aufforderung, in Panik zu geraten, greift auch in den westlichen Industrieländern und in materiell relativ gut gestellten sozialen Lagen die Erkenntnis um sich, dass noch zu unserer Lebzeit, spätestens aber in der unserer Kinder, kaum vorstellbare Verwüstungen drohen. Die Stärke von XR besteht nach unserem Eindruck vor allem darin, nach Formen zu suchen, diesem Schock einen gemeinschaftlichen, öffentlichen Ausdruck zu verleihen. Gefühle von Angst, Wut und Trauer werden in kollektive Aktion gewendet und so auch individuell bewältigt. Das abstrakte Wissen um die zukünftige Gefahr und die schon gegenwärtigen Katastrophen im globalen Süden genügt eben nicht. Die Bewegung muss das schwer fassbare Ausmaß der Bedrohung auch dauerhaft fühlbar machen, um die in der herrschenden Kultur »normale« Verdrängungsleistung des »weiter so« aufzubrechen.
Das erfordert viel Sensibilität und Achtsamkeit. Gerade weil die Befunde der Wissenschaft so erschütternd sind, muss genau und differenziert mit ihnen umgegangen werden. So richtungweisend die XR-Praxis von Aufklärungsvorträgen zur Ansprache und Mobilisierung von Menschen (gerade auch jenseits der Großstädte und der jungen Bewegungsmilieus) ist: Die XR-Erzählung eines mehr oder weniger unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruchs auch der westlichen Gesellschaften, ist ein Spiel mit dem Feuer. Die Lage ist zweifellos mehr als ernst. Wir werden voraussichtlich schon in naher Zukunft Kippunkte überschreiten und Teile des Planeten dürften unbewohnbar werden. Es stimmt: »Wir sind am Arsch« und die XR-Slogans vom Ende der Hoffnung sind eine vielleicht notwendige Provokation gegenüber den klassischen Befreiungserzählungen der Linken, die immer unglaubwürdiger werden. Aber die Szenarien sind so unsicher, wie die Zeithorizonte, in denen wir handeln können. Roger Hallam etwa behauptet, ein radikaler struktureller Umbau der globalen Wirtschafts- und Sozialsysteme müsse in den kommenden 12 Monaten erfolgen (eine offensichtlich unrealistische Vorstellung), sonst drohe der Kollaps. Bei einer solchen Erwartungshaltung dürfte der Grat zwischen Aktivierung aus dem Mut der Verzweiflung heraus und fatalistischer Resignation äußerst schmal sein. Die bei XR ständig wiederholten Bilder von Hunger, Krieg und Faschismus und die Warnung vor der Ausrottung allen menschlichen Lebens machen vor allem Angst. Und Angst ist eine Emotion, die eher dazu verleitet, die eigenen Privilegien noch härter gegen andere zu verteidigen. Das nutzt in der Regel rechten, autoritären Kräften. Euch als XR-Aktiven mag es zwar gelingen, gerade aus der Anerkennung der kommenden Katastrophen heraus Kraft für Aufrichtigkeit und Widerstand zu gewinnen. Aber in der Breite könnte diese Botschaft ganz andere Wirkungen entfalten.
Dagegen käme es darauf an, die Debatte über Transformationsstrategien zu vertiefen. Das ist auf Basis des XR-Grundkonsenses nach unserer Einschätzung vor allem möglich, indem die 3. Forderung nach einer Bürger*innenversammlung konkretisiert und weiterentwickelt wird. Hier überzeugt uns manches bisher überhaupt nicht: Ein Plan zum radikalen Umbau aller Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen kann kaum von einer einzelnen nationalen Bürger*innenversammlung ausgearbeitet werden (auch nicht mit Unterstützung von Expert*innen). Sie wäre heillos überfordert, weil die sozial-ökologische Wende eben nicht vergleichbar ist mit einer speziellen Streitfrage wie etwa der Liberalisierung des Abtreibungsrechtes in Irland (ein von XR oft genanntes Beispiel für eine erfolgreiche Bürger*innenversammlung). Auch die Vorstellung, dass die Umsetzung an die nationale Regierung zurückdelegiert werden soll, ist wenig plausibel. Schließlich wird auch bei XR wahrgenommen, dass unser politisches System korrumpiert ist. Es erschließt sich nicht, weshalb eine von Lobbyinteressen des Kapitals geprägte Regierung einen solchen Plan mit der nötigen Entschlossenheit umsetzten sollte.
Um den radikal-demokratischen Geist der 3. Forderung aus der Flasche zu lassen, müsste aus unserer Sicht klargemacht werden, dass nur eine Vielzahl solcher Versammlungen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens Chancen auf tiefgreifenden Wandel eröffnet. Es muss um eine Verlagerung konkreter Gestaltungsmacht an die jeweils besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen gehen. Wir diskutieren das in der iL auch unter dem Stichwort »Vergesellschaftung«: In allen Institutionen, Unternehmen und Handlungsfeldern sollen demokratische Mitbestimmungsrechte ausgebaut und Macht dezentralisiert werden. An die Stelle das Wachstumszwangs und der strukturell maßlosen Profitorientierung soll damit eine gesellschaftliche Steuerung der Wirtschaft treten: eine Ausrichtung an den Grundbedürfnissen aller Menschen sowie an sozialen und ökologischen Zielsetzungen. Eine konsequente Rückverlagerung von Macht an die Bürger*innen bedeutet in der Konsequenz aber nichts anderes als die Überwindung von Kapital, Staat und Patriarchat als den dominanten Herrschaftsformen bei der Regelung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse. Und auf diesen Weg müssen wir uns hier und heute begeben.

4. Ein selbstkritisches Schlusswort

Keiner der von uns genannten Kritikpunkte trifft auf XR insgesamt zu. Es lassen sich immer Gegenbeispiele in den verschiedenen XR Ortsgruppen finden. Grundsätzlich sind wir sehr froh, dass mit XR eine neue, schnell wachsende Gruppe entstanden ist, die auf massenhaften zivilen Ungehorsam setzt – und die dabei offensichtlich viele Menschen erreicht, die wir in den letzten Jahren mit unserer Praxis nicht erreichen konnten. Auch wir müssen uns der Kritik stellen und fragen lassen, warum das so ist und was wir aus euren Erfolgen für unsere eigene Arbeit lernen können. Für die Suche nach Antworten ist hier zwar nicht der passende Raum. Aber wir möchten doch mit ein paar selbstkritischen Gedanken enden.
Die radikale Linke hat ein gewaltiges Problem mit ihrem rationalistischen Überschuss. Aus Erfahrungen des historischen Scheiterns heraus, stehen wir einer Politik des Affekts und des Pathos häufig misstrauisch gegenüber. Dabei vergessen wir aber manchmal, dass politischer Aktivismus nicht nur sachlich richtigen Argumenten folgt, sondern auch eine starke Gefühls-Ebene beinhaltet. Oft dominiert bei uns eine harte Debattenkultur, bei der ein Wort das andere gibt. Abgebrühte Coolness und völlige Verausgabung für die nächste Kampagne sind nicht selten stilprägende Verhaltensweisen. Nachhaltigen Aktivismus und einen achtsamen Umgang miteinander schreiben wir uns zwar auf die Fahnen, sehen in unserer Praxis aber viele Defizite.
XR rückt dagegen die Emotionalität ins Zentrum und das ist gut so. Darin liegt ein wichtiger Impuls gegen die patriarchale Kultur der Unterdrückung von Gefühlen, Intuition und körperlicher Sensibilität. Wir müssen neue, empathische »Beziehungsweisen« (vgl. Bini Adamczak) aufbauen, um – trotz allem – utopische Ausstrahlungskraft zu entwickeln, auch inmitten einer Welt, in der Verbitterung und Abgrenzung um sich greifen. Und wir müssen in unserer politischen Praxis mehr Raum für unvermeidliche Schmerz- und Verlusterfahrungen schaffen, mehr Wahrhaftigkeit wagen. Klimawandel macht Angst, Klimapolitik macht wütend und Klima-Aktivismus führt oft zu Verzweiflung und Ausbrennen. Darüber müssen wir alle mehr reden und sorgsamer miteinander umgehen, denn wir haben noch einen langen Kampf vor uns. Wir brauchen auch vielfältigere sinnliche Ausdrucksformen für all diese Gefühle. Die besten Analysen bewirken wenig, wenn es uns nicht gelingt, politische Leidenschaften jenseits unserer eigenen Szenekreise zu entfachen. Wie Greta und auch viele Repräsentant*innen von XR zeigen, müssen wir dafür als empfindsame Einzelne öffentlich stärker sichtbar werden. Dann wirken wir auch offener auf Menschen, die aus ganz anderen Zusammenhängen kommen.
Hoffnungsvolle Geschichten des Gelingens im Kleinen zu erzählen, bleibt dabei zwar wichtig. Aber sie reichen so wenig, wie vage Bilder einer ganz anderen Welt, die die Linke oft nur als Phrase aufruft und dadurch umso ferner erscheinen lässt. Die Vorstellung, dass wir besser nicht über die reale Klima-Katastrophe und die sich verdüsternden Zukunftsaussichten sprechen, dass wir bloß nicht den Teufel an die Wand malen sollen, weil das lähmt und demobilisiert, das war ein Fehler der »alten« Klimabewegung. Wenn XR fordert: »Sagt die Wahrheit!«, dann sollten wir uns das zu Herzen nehmen.

Insofern: Toll, dass es euch gibt und ihr uns herausfordert, neu nachzudenken. Dieser Text ist nur als Aufschlag für weitere Diskussionen gedacht. Wir möchten dazu gerne auf euren Vorschlag für einen runden Tisch zur Reflexion der Rebellionswoche und weiterer Perspektiven zurückkommen. Und wir hoffen, dass auch viele weitere klimapolitisch aktive Gruppen sich daran beteiligen werden.

Weitere Leseempfehlungen: Debatten um die Gefahren einer apokalyptisch-fatalistischen Sicht auf die Klimakrise löste jüngst ein Artikel von Jonathan Franzen in The New Yorker aus. Dagegen steht etwa Myles Allen: Why protesters should be wary of ›12 years to climate breakdown‹ rhetoric.

Bild: Aufgenommen am 9. Oktober '19 bei der Blockade der Marschallbrücke während der Rebellionswoche #BerlinBlockieren. Von HDValentin.

english version

Extinction Rebellion (XR) - Criticism in solidarity from the Interventionist Left (iL) Germany

XR is a hot topic in the climate movement at the moment. From the radical left there is a lot of criticism, for some, also general rejection. We in IL are happy about the successful mobilisation for the Rebellion Week and are working together with XR. Nevertheless, we also take a critical approach to XR. Here we explain our objections in the form of an open letter to XR. We hope this will aid debate!

Dear Rebels,
There have been impressive mass blockades in many metropolitan centers around the world recently. After 1.4 million climate strikers made history in Germany alone on the 20th of September, thousands took part in your actions in Berlin from the 7th to the 13th of October. For the first time many dared to take the step into civil disobedience. Even in the rain and the cold, you chained yourseves to bridges and occupied the city's central squares for days. Your distinctive imagery and your often very personal language were very visible in the media. You expressed a desire for truthfulness and radical change. Yours and many other actions epitomize what Greta Thunberg directed at the governments of the world at the UN summit in New York on September 23rd: »Right here, right now, is where we draw the line!«.
This momentum of a growing will to rebel for life must be harnessed and further pushed by the climate justice movement. There is a great responsibility as time is running out. Only together we can build a powerful climate justice movement, which is plural, debates with one another and yet also stands together in solidarity. Based on this conviction, we are opposed to the sectarian dynamics that have been fueled by parts of the (radical) left in recent weeks. We want to counter the often exaggerated and self-righteous condemnation made against Extinction Rebellion (XR) with a hopefully constructive feedback of our perceptions. You have repeatedly asked other groups for criticism and tried to learn from mistakes which is not surprising for a young movement. We are confident that you take suggestions seriously and with that we can continue and intensify the discussion and cooperation.
From our point of view, it is encouraging that a process of understanding and cooperation has begun in Great Britain, the country of origin of XR. We have the impression that this has so far not been perceived enough in Germany. Therefore, we want to throw some light on the debate there and hope to initiate a similar development in Germany. Of course, this also includes looking into the question of what the climate justice movement and the radical left can learn from XR. At this point we can at best do this limited justice. However, we want to further deepen the critical self-reflection elsewhere.
Our criticism of XR concerns various aspects of the strategy and its practical implementation - and beyond what is stated here, we are by no means unanimous in everything. We are aware that XR currently comprises of a very heterogeneous, fast-growing and confusing spectrum of local groups. A lot of things are still being sorted and developed, and much of what we address in the following is certainly already discussed within XR. We only pick out certain tendencies that seem problematic to us - or on the contrary -that inspire us and in which we would like to offer as way of encouragement.

1. »Beyond Politics«? There is a need for a clear structural critique and work towards conscious allegiances .

XR's message is universal: climate disaster and the destruction of biodiversity affect - ultimately - everyone. Accordingly, everyone is called upon to break with the »toxic« logic of the system. At the same time, however, it is clear that depending on the region and the social situation, people are affected by climate change very unequally and according to which point in time they live. We are therefore convinced that a mass rebellion can only emerge opposed to the the main perpetrators of the crisis and its leaders. There must be a dividing line. In many parts of the world, this rebellion has long been underway. For many people, the »state of emergency« has long been a bitter everyday reality. Indigenous people, people of colour, women and other groups particularly affected by exclusion and poverty are at the forefront of this struggle. But this remains invisible to most people in Europe. It is one of our central tasks to change this - and precisely because the majority of people active in this country in XR, Fridays for Future or left-wing groups speak out of (still) comparatively secure situations and are heard more.
The rhetoric of XR, according to which we »all sit in the same boat«, is from our point of view not very helpful to meet the criteria of climate justice.
Opponents and allies, power structures and perspectives for action must be named more clearly in the fight against the climate crisis. Companies and governments that, knew the deadly consequences of their policies for decades and actively prevented change to sustainability, must be clearly addressed and attacked by our protest. There can be no »beyond politics«. In particular, the climate crisis is highly political as it concerns the distribution of increasingly scarce resources, places of refuge and opportunities for our future. These considerations have led XR in the USA to make a 4th demand for just transformation. Its focus is on the most vulnerable social groups as well as indigenous people’s and ecological rights.
Certainly we can see that part of XR's success can be explained by a reluctance to take a political stance: by calling for a citizens' assembly to decide on everything else, you have so far largely relieved yourselves from debates about causes and proposed solutions. And such debates hold fragmentation potential (the left knows this well). As a source of mobilisation of people beyond traditionally left-wing socialised circles, this may currently appear to be a clever move. However, if in the long run you insist on the illusion of non-partisanship you will block the necessary debates. It seems toothless because even the obvious, such as the profit motive behind the lobbying power of the fossil fuel industry or the global overexploitation by the agricultural industry, is not clearly named. XR also runs the risk of decoupling itself from the far-reaching experience and knowledge of existing emancipation movements. Unintentionally, this reinforces the tendency to play social and ecological struggles off against each other. Terms like 'capitalism', 'exploitation', '(post-)colonialism' or 'patriarchy' are avoided by many people at XR in order not to frighten anyone. But they are by no means just buzzwords of a radical left that desires demarcation. They are analytical categories, that we need to understand what we are fighting against.
We can understand, that in the beginning there is a wish not to be classified in a political scheme. »Occupy« in the USA and the »Indignados« in Spain did the same at first. In the best case this attempt ‘to set-off’ can have a field-opening effect and simultaneously create a space for debate that generates new organisations and currents. However, all this does not take place beyond the already existing groups and structures. XR cannot be understood as an all-encompassing umbrella either. You stand for one strategic approach among others. It is crucial that we all try to consider the consequences of our actions for other groups in the movement. This requires continuous cooperation and alliance, discussion and understanding, as has already been set in motion in Great Britain through the Global Justice Rebellion. We would like XR to distance itself very clearly from the right (and also from conspiracy-theory-esoteric circles) and to give a clear rejection to cooperation with Nazis and other authoritarian actors. According to frustrating statements made by individual XR activists, a clearer line seems to be taking hold in the meantime. In our eyes, this also follows logically from the basic principles of XR, in which it is (recently) said clearly:

»Language and conduct that exhibits racial domination, sexism, antisemitism, Islamophobia, homophobia, disability hostility, class discrimination, age prejudice and all other forms of oppression, including offensive language, shall not be accepted in any action or elsewhere, in person or online«.

The expressions of solidarity towards the victims of the Nazi terror in Halle and the Kurdish resistance against the brutal war waged by Turkey against Rojava during the week of rebellion were encouraging to us. We hope that XR will maintain this progressive orientation in the future.

2. Perceive unwanted exclusions and do not trivialise repression

An open letter from the British climate justice movement was important for the communication and orientation processes of XR-GB. It was published by »The Wretched of the Earth« (a grassroots initiative shaped by People of Colour and migrants) together with many other left-wing groups (including »Ende Gelände«). The letter called for a more sensitive approach to issues of class inequality or racist and sexist exclusion and repression. We perceive that XR-GB has reacted to this and that the public representation of the protests now deals with these issues in a much more differentiated way. In Germany, Carola Rackete, among others, has prominently represented this perspective within XR by linking it to questions of refuge and migration, for example in her speech at the blockade at the central square ‘großer Stern’ in Berlin.
Recent blockades in London were carried out by tens of thousands of people from very different milieus and political groups. The Global Justice Rebellion (GJR), which included »Black Lives Matter« as well as »The Wretched of the Earth«, provided a space for critical engagement in clearly articulating that those who have contributed the least to causing the climate catastrophe are hardest hit by its consequences. This visibility of ‘frontline communities’ is a decisive step forward for a climate justice movement that takes account of global social inequality in the fight against climate change. We also hope that XR Germany will work towards such an opening of the movement. And not only to counter the accusation that XR are merely some white middle-class hippies who, through their street parties, prevent hard-working people from picking up their children from nursery. We fundamentally believe that only a movement that focuses on the denied experiences of the oppressed can we hope to implement the comprehensive change we need for a livable future on this planet. Kofi Mawuli Klu, coordinator of XR's international solidarity network in the UK (and an activist fleeing political persecution from Ghana to Brixton), identifies a problem of XR’s strategy in this context:

»We’ve persisted, unlike others who stand outside the movement to criticise it, and we have managed to… open up Extinction Rebellion more to people from non-white, non-middle-class backgrounds – but it’s been difficult«.

The above-mentioned open letter from »The Wretched of the Earth« rightly underlines this:

»XR participants should be able to use their privilege to risk arrest, whilst at the same time highlighting the racialised nature of policing. Though some of this analysis has started to happen, until it becomes central to XR’s organising it is not sufficient.«

The philosophy of non-violence and XR's strategically justified effort to consistently de-escalate are completely legitimate approaches. But they should not turn into a trivialisation of the repressive apparatuses of the state - according to the motto: "they are only doing their job". We could hear hymns of praise for the "beloved" police in numerous XR actions. This must bitterly repel all those who, because of their social position or political commitment, are regularly exposed to state violence - and who as a rule cannot expect such relatively friendly treatment from the police as many XR activists are (still) experiencing. It can certainly make sense to address individual officers as people affected by the climate crisis. But this should not hide the character of the police as a state apparatus of violence. Its main function is to secure the prevailing power and property relations. And the more successful we are as a movement, the more we can expect to be exposed to increased violence and repression. There are different ways to react. Depending on the conditions, it can also be legitimate to defend oneself against attacks. Our solidarity extends to those who choose more militant forms of resistance, insofar as we are united by the goal of overcoming violent conditions. The playful-cuddly protest culture certainly contributes to the attractiveness of XR for some,but there is a danger that those who literally can't afford this naivety will be excluded (albeit unintentionally). The "we all love each other" rhetoric seems superficial to many people. A broad movement cannot be supported by all-round personal sympathy. The idea that we would only have to open our hearts to each other in order to break out of the cycle of opposition manifests as ignorant to the brutal social reality of many people. Those who feel these hardships every day may be alienated and feel unrepresented.

3. Information and political development instead of conjuring the apocalypse

Decisive for the current momentum of XR and Fridays for Future is the mass realisation of the threat of the climate crisis to one’s own life.. Since Greta's call to panic, even in the western industrialised countries realisation has spread that we face hardly imaginable devastation during our lifetime, or that of our children. Our impression is, that XR's strength lies above all in its search for public and communal expression of this shock. Feelings of fear, anger and mourning are turned into collective action and are thus also individually overcome. However, the abstract knowledge about future irreversible damages and the already present catastrophes in the Global South is not enough. The movement must also make the presence of the acknowledged threat percievable in the long term in order to break up the mainstream culture of ignorance and business as usual.
This requires a lot of sensitivity and attentiveness. Especially since the findings of science are so shocking, they have to be dealt with precisely and in a differentiated manner. The XR practice of educational lectures on addressing and mobilising people (especially beyond the big cities and the youth) is innovative, however the XR narrative of a more or less imminent collapse of Western societies is troublesome. The situation is undoubtedly more than serious. In the near future, we are likely to reach tipping points and parts of the planet are likely to become uninhabitable. It's true: »We are fucked« and the XR slogans about the end of hope are perhaps a necessary provocation to the classic liberation narratives of the left, which are becoming more and more implausible. But the scenarios are as uncertain as the time horizons in which we can act. Roger Hallam, for example, claims that a radical restructuring of the global economic and social systems must take place in the coming 12 months (an obviously unrealistic notion), otherwise there is a threat of collapse. With such expectations, the division between mobilisation out of despair and fatalistic resignation is likely to be extremely narrow. The images of hunger, war and fascism constantly repeated by XR and the warning against the extermination of all human life create most of all fear. Fear is an emotion that tends to lead people to defend their privileges even harder against others. Such reactions usually serve right-wing, authoritarian forces. As XR activists you may succeed in gaining strength from recognition of the coming catastrophes,for the wider society this message could have a quite different effect.
In contrast, it would be important to deepen the debate on transformation strategies. On the basis of the XR basic consensus, we believe that this is possible by cementing and further developing the 3rd demand for a citizens' assembly. A plan to radically restructure all sectors of the economy and society in order to achieve net zero emissions can hardly be drawn up by a single national citizens' assembly (not even with the support of experts). Such an assembly would be hopelessly overloaded, as the social-ecological transformation is not comparable with a specific issue such as the liberalisation of abortion law in Ireland (an example often cited by XR for a successful citizens' assembly). The idea that implementation should be delegated back to the national government is also hardly plausible. Finally, XR also perceives that our political system is corrupted. It is not clear why a government dominated by the lobbying interests of capital should implement such a plan with the necessary determination.
In order to let the radical-democratic spirit of the 3rd demand unfold, it needs to be made clear that only a multitude of such assemblies in all areas of public life open opportunities for a profound change. There should be a measurable shift of power to the population groups that are particularly affected in each case. Within IL we discuss this under the keyword »socialisation« (»Vergesellschaftung«) : democratic co-determination rights are to be expanded and power decentralised in all institutions, companies and fields of action. In this way, the growth paradigm and excessive profit orientation are to be replaced by societal control of the economy: orientation towards the basic needs of all people hand in hand with social and ecological objectives. However, a consistent shift of power back to the citizens means no more than overcoming capital, state and patriarchy as the dominant form of regulating societal conditions. And this is the path we must take here and now.

4. A self-critical final statement

None of the criticisms we have mentioned applies to XR as a whole. You can always find the contrary within the many XR local groups. Basically, we are very happy that with XR a new, fast growing group has emerged, which relies on mass civil disobedience - and which obviously reaches many people we could not reach in the last years. We also face critique and have to ask why this is the case and what we can learn from XR’s mobilisation success for our own work. Right now here is not the best place to search for answers but we would like to end with a few self-critical thoughts.
The radical left has a huge problem with the dominance of rationalism. From historic experiences of failure, we are often suspicious of an emotive and affect driven politics. However, we sometimes forget that political activism not only follows facts and correct arguments, but also includes a strong emotional engagement. We are often dominated by a culture of rational debate with speech and response. Coolness and complete exhaustion for the next campaign are common behaviors. Although we are committed to sustainable activism and careful interaction, we see many shortcomings in our practice. Contrary to that XR focuses on emotionality, and that's a good thing. It’s an important impulse against the patriarchal culture of suppressing feelings, intuition and physical sensitivity. We must build new, empathetic »ways of relating« (cf. Bini Adamczak) in order to develop far-reaching utopian effects - even in the midst of a world of bitterness and division. In our political practice we should create more space for experiences of pain and loss and dare to be more open and honest. Climate change causes fear, climate policy causes anger and climate activism often leads to despair and burn-out. We all need to talk more about this and be more careful with each other, because we still have a long battle ahead of us. We also need more diverse forms of sensual expression for all these feelings. The best analyses have little effect if we do not succeed in arousing political passion beyond our own scene. As Greta and other representatives of XR show, we must become more visible as sensitive individuals. Then we can be perceived as more open to people who come from completely different contexts. It remains important to tell the inspiring stories of success on a small scale. But those are not enough, as are those vague images of a completely different world that the left so often invokes only as a phrase, thereby letting it appear more distant. The idea that we'd better not talk about the real climate catastrophe, bleak prospects for the future and that we should not paint too gloomy a picture because it paralyzes and demobilises, was a mistake of the "old" climate movement. When XR says, »Tell the truth« we should take that to heart.
So, it's great that you exist and that you challenge us to think anew. This text is only meant as an invitation to further discussion. We would like to return to your proposal for a roundtable discussion to reflect on the Rebellion Week and other perspectives. We also hope that other groups fighting the climate crisis will also participate.


The Interventionist Left (iL) is the biggest Organizations of the undogmatic radical Left in Germany formed mostly from local Groups that have their roots in the autonomous and antifascist Movements of the 80s and 90s. It was formed out of a wider debate around how to overcome the marginalization of the radical left with groups in the Interventionist Left reflecting their own history in the autonomous scene as too much centered around it self and arguing for strategies of open interventions in the wider movements and society in order to radicalise resistance in contrast of remaining outside and in the spaces of people who think the same and criticizing the rest. The Interventionist Left is best known for it’s concept of mass civil disobedience that it organizes in coalition based campaigns such as block G8, Dresden Nazifrei, Castor Schottern, Blockupy or Ende Gelände.