von Flaschenpost tags Internationalismus Utopien Organisierung Datum Aug 2019
zuDie EZLN, die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung, geht in die Offensive. In einem Kommuniqué vom 17. August verkündet Militärchef und Sprecher Subcomandante Insurgente Moisés die Ausweitung der zapatistischen Selbstverwaltung.
[Bevor wir das jüngste EZLN-Kommuniqué auf unserem Blog veröffentlichen, zuerst ein paar Absätze, warum wir den Text hier reproduzieren.]
Totgeglaubte leben länger. Und die Zapatistas können ein Lied davon singen. Parteilinke wie Rechte wurden in den letzten Jahren nicht müde zu behaupten, die Bewegung sei tot, politisch in der Bedeutungslosigkeit oder die bekanntesten Kommandanten der EZLN irgendwo im Ausland. Und doch tauchen sie immer wieder spektakulär auf die Bildfläche zurück. Am 17. August 2019 verkündete EZLN-Sprecher und Militärchef Subcomandante Insurgente Moisés eine der wichtigsten politischen Entwicklungen seit Sommer 2003: die territoriale Ausweitung der zapatistischen Selbstverwaltung.
Nach Innen bedeutet es eine Stärkung der eigenen Organisationsstruktur, unabhängig davon ob mit der territorialen Ausweitung auch ein personelles Anwachsen der Bewegung einhergeht. Nach Außen ist es ein Schlag ins Gesicht all derer, die im gegenwärtigen Taumel rund um den vermeintlich linken Staatspräsidenten Andrés Manuel López Obrador – zu dessen Wahlsieg sowohl Corbyn als auch die FARC, sowohl Maduro als auch Lula gratulierten – nach wie vor glauben, dass eine lateinamerikanische emanzipatorische Befreiungsperspektive tatsächlich in Form einer Parteienregierung erfolgen kann. Die ersten, die unter den südamerikanischen Linksregierungen unter die Räder kamen, waren außerparlamentarische Organisationen und Bewegungen und/oder diejenigen, die historisch sowieso schon immer als Verlierer der Geschichte gelten. So muss auch die grundsätzliche Ablehnung der EZLN gegenüber López Obrador und seiner parteiförmigen Bewegungsplattform MORENA verstanden werden. Die eigenen Erfahrungen haben belegt, dass es für die indigene Massenorganisation keine Rolle spielt, ob die Linke oder die Rechte die Krone aufhat. Weil beide Seiten ausschließlich in der Logik der kapitalistischen Moderne denken und handeln und dabei einem Entwicklungs-Fetisch unterworfen sind, der mit Landraub, gewaltsamer Vertreibung, ökologischer und sozialer Zerstörung einhergeht.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Haltung der EZLN keineswegs ideologisch begründet ist, sondern sich im Zuge des eigenen politischen Prozesses und in Auseinandersetzung mit dem mexikanischen Staat so entwickelt hat.
Der Schachzug der Bewegung ist auch Folge eines vor drei Jahren getroffenen Beschlusses im Rahmen des Nationalen Indigenen Kongresses, dem CNI, ein landesweites Netzwerk indigener Völker, Stämme und Nationen, so die Eigenbezeichnung. Im Herbst 2016 wurde beschlossen, angesichts der andauernden Gewalt und Landvertreibungen in die Offensive zu gehen. Dem ist die EZLN nun nachgekommen, treu dem im Chiapas beheimateten indigenen Tojolabal-Sprichwort: „Wenn du dein Wort nicht hälst, für was redest du dann?“
Allein in diesem Jahr beklagt der CNI bereits ein Duzend ermordete Mitglieder. Morde, die nicht aufgeklärt werden, und in einem Kontext erfolgen, der auch vom Präsidenten mit angeheizt wird. So vollzog dieser im Februar mit Blick auf Proteste gegen ein Megaprojekt eine tollkühne ideologische Konstruktion: „Linksradikale sind für mich nichts anderes als Konservative.“ Wenige Tage später wurde Samir Flores, CNI-Kader und ein bekannter und sichtbarer Gegner des geplanten Baus, von Unbekannten erschossen.
Die EZLN beweist erneut, warum sie sich noch immer von so vielen anderen sozialen und politische Bewegungen abhebt – und genau deswegen auch eine Nähe zur kurdischen Bewegung in Rojava besteht. Statt Demonstrationen und Proteste zu organisieren, um sich mit Forderungen an jene zu richten, die die befürwortenden Verwalter des Status Quo sind, gehen sie drei Schritte weiter und praktizieren eine antisystemische Politik, die sich ihren Namen redlich verdient. Sie agieren weder staatsafixiert, noch kapitalistisch. Im ersten Sinne nicht, weil sie dem mexikanischen Staat buchstäblich den Boden unter den Füßen entzieht, indem die zapatistische Bewegung selbstverwaltete Gebiete unterhält, auf denen der Staat jegliche Legitimität verloren hat. Das zweite trifft nicht zu, weil sie auf den selbstverwalteten Gebieten in kollektiven Produktionsprozessen tätig sind, die weder von fremdbestimmter und entfremdeter Arbeit bestimmt sind, noch der Tausch- gegenüber dem Gebrauchswert dominiert.
Es lohnt, auf dem Laufenden zu bleiben. Wie Moisés schreibt, laden sie dazu ein, sich am Aufbau der Autonomie zu beteiligen. Internationale Solidarität ist gefragt.
Kommuniqué des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees – Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung EZLN. México.
17. AUGUST 2019.
AN DIE MENSCHEN MEXIKOS
AN DIE MENSCHEN DER WELT
AN DEN NATIONALEN INDGENA KONGRESS-INDIGENER REGIERUNGSRAT
AN DIE SEXTA NACIONAL UND INTERNACIONAL
AN DIE NETZWERKE DER UNTERSTÜTZUNG UND DES WIDERSTANDS UND DER REBELLION
Hier bringen wir Ihnen unser Wort, welches dasselbe von damals, heute und morgen ist, weil es Widerstand und Rebellion ist.
Im Oktober 2016, vor fast drei Jahren, versprachen die brüderlichen pueblos [Anmk.: wörtlich „Völker“, Selbstbezeichnung] des Nationalen Indígena Kongress [CNI], anlässlich seines 20-jährigen bestehens, zusammen mit der EZLN, eine Offensive zur Verteidigung des Territoriums und der Mutter Erde zu starten. Verfolgt von den Kräften schlechter Regierungen, lokalen Anführern, ausländischer Unternehmen, Verbrechern und Gesetzen; Tote, Missstände und Spott bedenkend, einigten wir pueblos originarios [Anmk.: wörtlich „ursprüngliche Völker“, Selbstbezeichnung], die Wächter der Erde, uns darauf, in die Offensive zu gehen und das Wort und die Tat des Widerstands und der Rebellion zu verbreiten.
Mit der Bildung des Indigenen Regierungsrates [CIG] und der Benennung seiner Sprecherin Marichuy erhielt der Nationale Indígena Kongress die Aufgabe, Brüdern und Schwestern auf dem Land und in der Stadt das Wort der Warnung und Organisation zu bringen. Die EZLN ging auch in die Offensive in ihrem Kampf des Wortes, der Idee und der Organisation.
Jetzt ist es an der Zeit, dass wir dem CNI-CIG und seiner Sprecherin Rechenschaft ablegen. Ihre pueblos werden sagen, ob wir es erfüllt haben. Wir haben aber nicht nur einen Soll mit ihnen, sondern auch mit Organisationen, Gruppen, Kollektiven und Einzelpersonen (insbesondere aus der Sexta und den Netzwerken, aber nicht nur), die sich in Mexiko und der Welt für die zapatistischen pueblos einsetzen und in ihrer Zeit, Geografie und Art, unabhängig von der Entfernung in Kilometern, unabhängig von Mauern und Grenzen oder den Zäunen, die sie uns setzen, weitermachen mit ihren klopfenden Herzen neben unseren.
Die Ankunft einer neuen Regierung hat uns nicht getäuscht. Wir wissen, dass der Herrscher nicht mehr Vaterland als das Geld hat und in der Welt und in den meisten fincas [Anmk.: Ausdruck für Großgrundbesitz], die sie «Länder» nennen, befiehlt.
Wir wissen auch, dass Rebellion verboten ist, so wie Würde und Wut verboten sind. Aber auf der ganzen Welt gibt es in den vergessensten und verachtetsten Winkeln Menschen, die Widerstand leisten, von der Maschine gefressen zu werden und nicht aufgeben, sich nicht verkaufen und nicht nachgeben. Sie haben viele Farben, viele Flaggen, viele Sprachen, die sie kleiden, und gigantisch sind ihr Widerstand und ihre Rebellion.
Der Herrscher und seine Vorarbeiter bauen Mauern, Grenzen und Zäune, um zu versuchen, das einzudämmen, was sie für ein schlechtes Beispiel halten. Aber sie können es nicht tun, weil Würde, Mut, Wut, Rebellion nicht aufgehalten oder eingesperrt werden können. Selbst wenn sie sich hinter ihren Mauern, ihren Grenzen, ihren Zäunen, ihren Armeen und ihrer Polizei, ihren Gesetzen und Verordnungen verstecken, wird diese Rebellion sie früher oder später um Rechenschaft bitten. Und es wird weder Vergebung noch Vergessen geben.
Wir wussten und wir wissen, dass unsere Freiheit nur das Werk von uns selbst sein wird, den pueblos originarios. Mit dem neuen Vorarbeiter in Mexiko gingen die Verfolgung und der Tod weiter: In nur wenigen Monaten wurden ein Dutzend compañeros des Nationalen Indígena Kongress und des Indigenen Regierungsrates, soziale Kämpfer, umgebracht. Unter ihnen ein Bruder, der von den zapatistischen pueblos sehr respektiert wird: Samir Flores Soberanes, getötet, nachdem er vom Vorarbeiter gebrandmarkt wurde, der darüber hinaus die neoliberalen Megaprojekte fortsetzt, die ganze pueblos verschwinden lassen, die Natur zerstören und das Blut der pueblos originarios in Profit der großen Kapitale verwandeln.
Deshalb, zu Ehren der Schwestern und Brüder, die gestorben sind, verfolgt und vermisst werden oder im Gefängnis sitzen, haben wir uns entschlossen, die Kampagne der Zapatistas, die heute ihren Höhepunkt erreicht und wir sie öffentlich machen, “SAMIR FLORES VIVE” [Anmk.: dt. „Es lebe Samir Flores“] zu nennen:
Nach Jahren der stillen Arbeit, trotz der Belagerung, trotz der Lügenkampagnen, trotz der Diffamierungen, trotz der Militärpatrouillen, trotz der Nationalgarde, trotz der als soziale Programme getarnten Aufstandsbekämpfungskampagnen, trotz des Vergessens und der Verachtung sind wir gewachsen und stärker geworden.
Und wir haben die Belagerung durchbrochen.
Wir sind aufgebrochen, ohne um Erlaubnis zu bitten, und jetzt sind wir wieder bei euch, Schwestern und Brüdern und Geschwister*, compañeros, compañeras und compañeroas. Die Umzingelung der Regierung wurde zurückgelassen, sie hat nicht funktioniert und wird niemals funktionieren. Wir folgen Pfaden und Routen, die auf Karten oder Satelliten nicht existieren und die nur in den Gedanken unserer Ältesten zu finden sind.
Mit uns, Zapatistas, schritt in unseren Herzen auch das Wort, die Geschichte und das Beispiel unserer pueblos, unserer Kinder, Ältesten, Männer und Frauen. Außerhalb fanden wir ein Haus, Essen, ein Ohr und Wort. Wir haben uns verser standen, wie nur diejenigen, die nicht nur Schmerz, sondern auch Geschichte, Empörung und Wut teilen, sich verstehen.
Wir haben so nicht nur verstanden, dass Zäune und Mauern nur dem Tod dienen, sondern auch, dass der Kauf und Verkauf von Bewusstsein durch Regierungen zunehmend nutzlos wird. Man wird nicht mehr von Regierungen getäuscht, sie überzeugen nicht mehr, sie oxidieren, sie brechen, sie scheitern.
So sind wir hinausgegangen. Der Herrscher wurde zurückgelassen und dachte, dass seine Belagerung uns belagert hielt/ und dachte dass sein Zaun uns umzingelt/eingeschlossen hielt. Von weitem sahen wir die Rücken der Nationalgarden, Soldaten, Polizisten, Projekten, Hilfsgütern und Lügen. Wir gingen fort und kehrten zurück, wir gingen hinein und hinaus. 10, 100, 1000 Mal haben wir es getan und der Herrscher hat bewacht, ohne uns anzusehen, überzeugt von der Angst, die seine Angst gab. Wie ein schmutziger Fleck blieben die Belagerer zurück, eingeschlossen in einem jetzt ausgedehnteren Gebiet, einem Gebiet, das mit Rebellion ansteckt.
Geschwister, compañer@s:
Wir präsentieren uns Euch mit neuen Caracoles und Autonomen Zapatistischen Rebellischen Landkreisen in neuen Gebieten im Südosten Mexikos.
Wir werden jetzt auch Zentren des Autonomen Widerstands und Zapatistsicher Rebellion haben. In den meisten Fällen beherbergen diese Zentren auch Caracoles, Räte der Guten Regierung und Autonome Zapatistsche Rebellische Landkreise (MAREZ).
Obwohl langsam, wie es gemäß ihres Namens sein sollte, haben sich die 5 ursprünglichen Caracoles nach 15 Jahren politischer und organisatorischer Arbeit vervielfältigt; und die MAREZ und ihre Räte der Guten Regierung mussten ebenfalls Nachwuchs erzeugen und beobachten, wie sie wuchsen. Jetzt gibt es 12 Caracoles mit ihren Räten der Guten Regierung.
Dieses exponentielle Wachstum, das es uns heute ermöglicht, die Belagerung wieder zu verlassen, hat hauptsächlich zwei Gründe:
Einer und der wichtigste ist die organisatorische politische Arbeit und das Beispiel der Frauen, Männer, Kinder und Älteren der zapatistischen Unterstützungsbasis. Von herausragender Art, die der Frauen und jungen Zapatistas. Compañeras jeden Alters mobilisierten sich, um mit anderen Schwestern, mit oder ohne Organisation, zu sprechen. Die jungen Zapatistas lernten, ohne ihre Vorlieben und Wünsche aufzugeben, über Wissenschaft und Kunst und steckten so immer mehr junge Menschen an. Die meisten dieser Jugendlichen, hauptsächlich Frauen, übernehmen Positionen und durchdringen sie mit ihrer Kreativität, ihrem Einfallsreichtum und ihrer Intelligenz. So können wir ohne Scham und mit Stolz sagen, dass die zapatistischen Frauen nicht nur voranschreiten, wie der Pujuy-Vogel [Anmk.: Nachtaktiver Vogel in Zentralamerika, Gegenstand von überlieferten Legenden der Maya], uns den Weg markierend und damit wir uns nicht verlieren: sondern auch zu den Seiten, damit wir nicht abweichen; und hinter uns, damit wir nicht zurückbleiben.
Der andere ist die Regierungspolitik, die die Gemeinden und die Natur zerstört, insbesondere die der gegenwärtigen Regierung, der selbstbenannten «Vierten Transformation». Die traditionell parteiangehörigen Gemeinden wurden durch die Verachtung, den Rassismus und die Gier der gegenwärtigen Regierung beleidigt und sind zu offener oder verborgener Rebellion übergegangen. Wer glaubte, dass er mit seiner konteraufständischen Almosenpolitik den Zapatismus spalten und die Loyalität von Nicht-Zapatistas erkaufen würde, was zu Konfrontation und Entmutigung führt, lieferte die fehlenden Argumente, um diese Brüder und Schwestern davon zu überzeugen, dass es notwendig ist, das Land und die Natur zu verteidigen.
Die schlechte Regierung dachte und denkt, was die Menschen erwarten und brauchen, sind monetäre Almosen. Nun antworten ihr die zapatistischen pueblos und viele nicht-zapatistische pueblos sowie die brüderlichen pueblos des CNI im Südosten Mexikos und im ganzen Land und beweisen, dass sie falsch liegt.
Wir wissen, dass der derzeitige Vorarbeiter in der PRI [Anmk.: frühere Partei der Institutionalisierten Revolution des Präsidenten AMLO] und der „indigenen“ Konzeption geschult wurde, in der sich die originarios [Anmk.: wörtlich „ursprünglichen“, Selbstbezeichnung] danach sehnen, ihre Würde zu verkaufen und nicht mehr das zu sein, was sie sind, und in dem der indígena ein Museumsstück ist, ein mehrfarbiges Handwerk, damit der Mächtige verstecken kann wie grau sein Herzen ist. Deshalb seine Sorge, dass seine Mauern-Züge (die der Landenge und der sogenannte «Maya» [Anmk.: gemeint das angeblich Tourismusprojekt „Zug Maya“]) die Ruinen einer Zivilisation in die Landschaft einbeziehen, so dass sie den Touristen begeistern.
Aber die originarios sind lebendig und rebellisch und widersetzen sich; und der Vorarbeiter beabsichtigt nun, einen seiner Aufseher wieder aufzustellen, einen Anwalt, der einst indígena war und der sich nun, wie in der ganzen Weltgeschichte, der Spaltung, Verfolgung und Manipulation derer widmet, die einst seinesgleichen waren. Der Amtsinhaber des INPI [Anmk.: Instituto Nacional de los Pueblos Indígenas, dt. Nationales Institut der Pueblos Indígenas] schleift sich sein Gewissen jeden Tag mit Bimsstein, um jede Spur von Würde zu beseitigen. Er glaubt, dass seine Haut so weiß wird und sein Verstand ist der des Herrschers. Der Vorarbeiter beglückwünscht ihn und beglückwünscht sich selbst. Es gibt nichts Besseres, um Rebellen unter Kontrolle zu halten, als einen Reumütigen, der durch Bezahlung in die Marionette des Unterdrückers verwandelt wird.
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In diesen bereits mehr als 25 Jahren haben wir gelernt.
Anstatt Ämter in der schlechten Regierungen zu erklimmen oder eine schlechte Kopie derer zu werden, die uns demütigen und unterdrücken, richtete sich unsere Intelligenz und unser Wissen auf unser eigenes Wachstum und unsere Stärke.
Dank der Schwestern, Brüder und Geschwister aus Mexiko und der ganzen Welt, die an den Treffen und Seminaren teilnahmen, die wir zu jener Zeit einberufen hatten, öffneten sich unsere Vorstellungskraft und Kreativität sowie unser Wissen und wurden universeller, das heißt menschlicher. Wir haben gelernt, zu schauen, zuzuhören und zu sprechen, ohne Spott, ohne Verurteilung, ohne Etiketten. Wir haben gelernt, dass ein Traum, der nicht die ganze Welt umfässt, ein kleiner Traum ist.
Was heute bekanntgegeben und veröffentlicht wird, war ein langer Prozess der Reflexion und Suche. Tausende zapatistische Gemeindeversammlungen in den Bergen im Südosten Mexikos haben nach Wegen, Weisen, Zeiten gesucht und nachgedacht. Gegen die Verachtung der Mächtigen, die uns als unwissend und dumm abtun, setzen wir Intelligenz, Wissen und Vorstellungskraft ein.
Hier nennen wir die neuen Zentren für Autonomen Widerstand und Zapatistische Rebellion (CRAREZ, Centros de Resistencia Autónoma y Rebeldía Zapatista). Es gibt 11 neue Zentren plus die 5 ursprünglichen Caracoles, insgesamt 16. Außerdem die ursprünglichen autonomen Landkreise [MAREZ], die 27 sind, gibt es insgesamt 43 zapatistische Zentren.
Namen und Standorte der neuen Caracoles und MAREZ:
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Neues Caracol, sein Name: Kollektiv das Herz der rebellischen Samen, Erinnerung an den Compañero Galeano. Sein Rat der Guten Regierung heißt: Schritte der Geschichte, für das Leben der Menschheit. Sein Sitz ist La Unión. Zurückgewonnenes Land. Auf einer Seite des Ejido San Quintin, wo sich das Hauptquartier der Armee der schlechten Regierung befindet. Offizieller Landkreis von Ocosingo.
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Neuer autonomer Landkreis, der heißt: Hoffnung der Menschheit; sein Sitz befindet sich in dem Ejido Santa María. Offizieller Landkreis von Chicomuselo.
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Ein weiterer neuer autonomer Landkreis heißt: Ernesto Che Guevara. Sein Sitz befindet sich in El Belén. Offizieller Landkreis von Motozintla.
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Neues Caracol: Würdige Spirale, die Farben der Menschheit webend in Erinnerung an die Gefallenen. Der Rat der Guten Regierung heißt: Samen der mit dem Gewissen derer aufblüht, die für immer kämpfen. Sein Sitz befindet sich in Tulan Ka’u, zurückgewonnenes Land. Offizieller Landkreis von Amatenango del Valle.
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Ein weiteres neues Caracol. Sein Name ist: Den Rebellensamen blühen lassen. Sein Rat der Guten Regierung heißt: Neue Morgendämmerung des Widerstands und der Rebellion für das Leben und die Menschheit. Sein Sitz befindet sich im Poblado Patria Nueva, zurückgewonnenes Land. Offizieller Landkreis von Ocosingo.
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Neuer autonomer Landkreis, heißt: Bewusstsein säen, um Revolutionen für das Leben zu ernten. Der Sitz befindet sich in Tulan Ka’u. Zurückgewonnenes Land. Offizieller Landkreis von Amatenango del Valle.
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Neues Caracol. Sein Name ist: Zu Ehren der Erinnerung an Compañero Manuel. Sein Rat der Guten Regierung heißt: Das rebellische Denken der pueblos originarios. Der Sitz befindet sich in Dolores Hidalgo. Zurückgewonnenes Land. Offizieller Landkreis von Ocosingo.
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Noch ein neues Caracol. Sein Name ist: Widerstand und Rebellion ein neuer Horizont. Sein Rat der Guten Regierung heißt: Das Licht, das die Welt erstrahlt. Der Sitz befindet sich im Poblado Nuevo Jerusalén. Zurückgewonnenes Land. Offizieller Landkreis von Ocosingo.
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Neues Caracol, es heißt: Wurzel/Ursprung der Widerstände und Rebellionen für die Menschheit. Sein Rat der Guten Regierung heißt: Herz unseres Lebens für die neue Zukunft. Der Sitz befindet sich im Ejido Jolj’a. Offizieller Landkreis von Tila.
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Neuer autonomer Landkreis, heißt: 21. Dezember. Der Sitz befindet sich in Ranchería K’anal Hulub. Offizieller Landkreis von Chilón.
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Neues Caracol, heißt: Jacinto Canek. Sein Rat der Guten Regierung heißt: Blume unseres Wortes und Licht unserer pueblos, das für alle zurückstrahlt. Der Sitz befindet sich in der Gemeinde CIDECI-Unitierra. Offizieller Landkreis von San Cristóbal de las Casas.
Wir nutzen diese Gelegenheit, um die Sexta, die Netzwerke, den CNI und die ehrlichen Personen einzuladen, zu uns zu kommen und zusammen mit den zapatistischen pueblos am Bau der CRAREZ teilzunehmen, sei es mittels Beschaffung von Materialien und ökonomischer Unterstützung, sei es hämmernd, schneidend, tragend, orientierend und mit uns Zeit verbringend. Oder in der Art und Weise, die zu ihnen passt. In den nächsten Tagen werden wir ein Schreiben veröffentlichen, in dem erklärt wird, wie, wann und wo man sich zur Teilnahme anmelden kann.
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Geschwister und compañer@s:
Den CNI-CIG laden wir ein, um uns zu treffen und die Arbeit, zu der wir uns verpflichtet haben, kennenzulernen, um die Probleme, die Schwierigkeiten, die Schläge, die Ohnmacht zu teilen, aber auch die Samen, die dazu dienen, besser aus dem Kampf zu ernten, und die Samen, die wir sehen, die uns keine besser Ernte einbringen, die uns zum Gegenteil führen, damit wir das nicht mehr tun. Wir treffen uns mit denjenigen, die den organisatorischen Kampf wirklich wollen, wir treffen uns, um über die guten und auch die schlechten Ernten zu sprechen. Konkret schlagen wir vor, in einem der Caracoles das, was FORUM ZUR VERTEIDIGUNG DES TERRITORIUMS UND DER MUTTER ERDE heißen könnte, gemeinsam zu verwirklichen oder, wenn Sie es besser finden, öffentlich für allen Menschen, Gruppen, Kollektive und Organisationen, die sich dem Kampf ums Leben widmen. Das Datum, das wir Ihnen vorschlagen, ist im Monat Oktober 2019, an den Tagen, die Sie am passendsten erachten. Ebenso bieten wir eines der Caracole für das Treffen oder die Versammlung des CNI-CIG zu dem Termin an, der zu ihnen besser passt.
Wir rufen die SEXTA UND UNTERSTÜTZUNGSNETZE auf, die Analyse und Diskussion zu beginnen, für die Bildung eines internationalen Netzwerks von Widerstand und Rebellion, Pol, Kern, Föderation, Konföderation oder wie auch immer es heißen mag, basierend auf der Unabhängigkeit und Autonomie derjenigen, die es bilden, ausdrücklich auf eine Hegemonisierung und Homogenisierung verzichtend, in denen gegenseitige Solidarität und Unterstützung unabdingbar sind, in dem die guten und schlechten Erfahrungen des Kampfes aller miteinander geteilt werden und an der Verbreitung der Geschichten von unten und links gearbeitet wird.
Dafür werden wir als Zapatistas bilaterale Treffen mit Gruppen, Kollektiven und Organisationen einberufen, die in ihren eigenen geografischen Regionen arbeiten. Wir werden keine großen Treffen abhalten. In den kommenden Tagen werden wir bekannt geben, wie, wann und wo wir diese bilateralen Treffen vorschlagen. Natürlich für diejenigen, die akzeptieren und ihre Kalender und Regionen berücksichtigend.
DIEJENIGEN, DIE KUNST, WISSENSCHAFT UND DAS KRITISCHE DENKEN ZU IHRER BERUFUNG UND IHREM LEBEN GEMACHT HABEN, laden wir zu Festivalen, Versammlungen, Seminaren, Partys, Austausch, oder wie auch immer diese Veranstaltungen heißen werden, ein.. Wir werden wissen lassen, wie, wann und wo sie durchgeführt werden könnten. Dazu gehören das CompArte und das Filmfestival „Puy ta Cuxlejaltic“, aber nicht nur. Wir denken darüber nach, spezielle CompArtes entsprechend der jeweiligen Kunst durchzuführen. Zum Beispiel: Theater, Tanz, Bildende Kunst, Literatur, Musik usw. Es wird eine weitere Ausgabe der ConCiencas geben, vielleicht beginnend mit den Sozialwissenschaften. Seminare des kritischen Denkens mitwerden abgehalten, vielleicht beginnend mit dem Thema „Sturm“.
UND INSBESONDERE FÜR DIE, DIE MIT SCHMERZEN UND WUT, MIT WIDERSTAND UND REBELLION SCHREITEN UND VERFOLGT WERDEN:
Werden wir Zusammenkünfte von Verwandten der Ermordeten, Verschwundenen* und Inhaftierten sowie von Organisationen, Kollektiven und Gruppen einberufen, die ihren Schmerz, ihre Wut und ihre Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit begleiten. Einziges Ziel wird es sein, dass sie sich kennenlernen und nicht nur Schmerzen, sondern auch und insbesondere ihre Erfahrungen bei dieser Suche austauschen. Die zapatistischen pueblos beschränken sich darauf, Gastgeber zu sein.
Die zapatistischen compañeras werden ein neues Treffen der Frauen die kämpfen einberufen, in den von ihnen festgelegten Zeiten, Orten und Modalitäten und werden es Ihnen mitteilen, wann und über welches Medium sie entscheiden. Wir lassen Sie jetzt schon wissen, dass es nur für Frauen sein wird, deshalb können wir keine weiteren Daten geben, bis sie es sagen.
Wir werden sehen, ob es einen Weg gibt, andere zu treffen, mit dem Ziel, dass sie neben ihren Schmerzen, den Ungerechtigkeiten, Verfolgungen und anderen Schweinereien, die ihnen widerfahren, ihre Kampfformen und ihre Stärke teilen. Die zapatistischen pueblos beschränken sich darauf, Gastgeber zu sein.
Wir werden sehen, ob ein Treffen von Gruppen, Kollektiven und Organisationen, die sich für Menschenrechte einsetzen, in der von ihnen festgelegten Form und Modalität möglich ist. Die zapatistischen pueblos beschränken sich darauf, Gastgeber zu sein.
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Compañer@s und Geschwister:
Hier sind wir, wir sind Zapatistas. Um gesehen zu werden, bedeckten wir unsere Gesichter; um genannt zu werden, verweigerten wir unseren Namen; wir setzen auf die Gegenwart, um eine Zukunft zu haben, und um zu leben, sterben wir. Wir sind Zapatistas, zum größten Teil indígen mit Maya-Wurzeln und wir verkaufen uns nicht, wir ergeben uns nicht und wir geben nicht auf.
Wir sind Rebellion und Widerstand. Wir sind einer von vielen Schlägen, die die Mauern brechen werden, einer von so vielen Winden, die über die Erde fegen werden, und einer von vielen Samen, aus denen andere Welten geboren werden.
Wir sind die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung
Aus den Bergen des Südosten Mexikos. Im Namen der Männer, Frauen, Kinder und Älteren der zapatistischen Unterstützungsbasis und des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees – Generalkommandantur des Ejército Zapatista de Liberación Nacional. Subcomandante Insurgente Moisés. Mexiko, August 2019.
Autor: Subcomandante Insurgente Moisés ist Sprecher und Militärchef der EZLN. || Die davorgelagerte Einordnung schrieb Timo für uns. Alle öffentlichen Äußerungen der EZLN finden sich auf ihrer Homepage, die hier verwendete deutsche Übersetzung ist hier zu lesen.
Bild: Letzte ästhetische Vorbereitungen für den Rat der Guten Regierung Jacinto Canek in San Cristóbal de las Casas. Das Foto stammt von den Medios Libres.