Debatte: Antikapitalismus, Internationalistische Praxis und Revolution


Zur Wirklichkeit und Möglichkeit einer internationalistischen Praxis

Wie haben sich Internationalismusverständnis und internationalistische Praxis in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt? Was sind und bleiben zentrale Konstanten? Steckt im digitalen Internationalismus der Vielen auf twitter und Co. ein ähnliches globales Bewusstsein und Potential wie in transnationalen Organisierungen »auf der Straße«? ...

... Lernen wir tatsächlich nachhaltig daraus, nach Rojava, Kolumbien und Italien zu schauen (und zu fahren) und warum schaut die hiesige Linke immer auf die gleichen wenigen Teile der Erde? Folgt sie damit nicht einfach der Bewegung des Kapitals oder tatsächlich den Bewegungen?

»Proletarier aller Länder, vereinigt euch!«

Das Kapital ist expansiv, kennt keine Moral, keine Schranke, keine Freundschaft, seine Herrschaft wirkt global, vielleicht total. Und so vereinigt sich die Linke aller Länder seit je her im Bewusstsein, dass die Macht des Kapitals nur geeint verstanden und gebrochen werden kann: in ihrer konkreten Form an jedem Ort ebenso wie in ihrer Systematik, die alles Fremde, Hinderliche anpasst oder zermalmt. Das globale Bündnis der Linken soll imstande sein, die Fesseln der Nation und des Patriarchats zu brechen, universelle Befreiung steht auf seinen Fahnen, der Mensch und sein Glück im Mittelpunkt.

… Aber ihre Vereinigungen sind so divers wie die Möglichkeitsfenster, die die Geschichte zur Revolte bereithält…

Vietnam, Antikolonialismus, Guerilla und antiimperialistische Front, Autonome, Alter-Globalisierungsbewegung, Bewegung der Plätze, Krisenproteste, Umweltproteste, Antigentrifizierungsbewegung, Bewegung der Migration, digitaler Internationalismus …

Die Geschichte des linken Internationalismus ist älter als das kommunistische Manifest und dennoch ist zwar der Anspruch einer internationalistischen Praxis eine Konstante, aber ihre Wirklichkeit ist es durchaus nicht: Bis heute ist sie gekennzeichnet von Aufbrüchen, Unterbrechungen und Brüchen. Mit den verschiedenen Phasen unserer Kämpfe gaben und geben sich die revolutionären Subjekte die Klinke in die Hand – oder stachen sich den Dolch in den Rücken –, änderten sich die Kompositionen der Kämpfenden und die Kampffelder.

Die Klasse, die Völker, die Gruppen, die Subalternen, die Multitude, die Vielen, der Schwarm …

Bis heute beziehen sich Linke aus der ganzen Welt immer wieder auf gemeinsame Kämpfe, einen gemeinsamen Gegner, die eine, gemeinsame Welt – und richten ihre Hoffnung je nach ideologischem Standpunkt auf aufkommende Bewegungen, Revolten, Krisen …, aber auch auf den konkreten Aufbau von Gegenmacht, Netzwerken, Kader*innenstrukturen, Bündnissen, Organisationen… In all diesen Aufbrüchen und Versuchen stecken gelebte Erfahrung, erfahrenes Scheitern, Momente des Siegens, der (Rück-)Eroberung von Räumen und Gebieten des Widerstands und Visionen anderer Formen gesellschaftlicher Praxis.

Call!

Wir wollen mit Euch diskutieren, was ein Internationalismus auf Höhe der Zeit braucht – dass es ihn braucht, setzen wir mit ganzem Herzen noch immer und besonders jetzt voraus! Wir wollen nach Entwürfen fahnden, nach Verbündeten und gemeinsamen Kampffeldern und wir wollen die Organisierungsfrage stellen! – all das in Begleitung und als Vorbereitung einer internationalistischen Praxis, die uns im Eingedenken unserer Unterschiede und Barrieren wieder näher zueinander bringt.

Doch wie haben sich Internationalismusverständnis und internationalistische Praxis in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt? Was sind und bleiben zentrale Konstanten? Steckt im digitalen Internationalismus der Vielen auf twitter und Co. ein ähnliches globales Bewusstsein und Potential wie in transnationalen Organisierungen »auf der Straße«? Lernen wir tatsächlich nachhaltig daraus, nach Rojava, Kolumbien und Italien zu schauen (und zu fahren) und warum schaut die hiesige Linke immer auf die gleichen wenigen Teile der Erde? Folgt sie damit nicht einfach der Bewegung des Kapitals oder tatsächlich den Bewegungen?

Also, klaubt zusammen, was Ihr in die Waagschale werfen wollt und schreibt es auf!