Debatte: Heißer Herbst?!


Interventionistische Politik zu Preisexplosion & Energiekrise

Schon seit dem Spätsommer versucht die gesellschaftliche und radikale Linke, eine politische Antwort auf die Preis- und Energiekrise zu finden. Die ganz große Dynamik auf der Straße bleibt bisher aber aus, der angekündigte »Heiße Herbst« ist eher lau – obwohl die Krise längst massiv den Alltag erreicht hat. Höchste Zeit also für eine Debatte über Interventionistische Politik zu Preisexplosion & Energiekrise.

Krise ohne Ende

Die Nachrichten überschlagen sich. Ständig werden neue Inflations- und Preisrekorde verkündet. Konkrete Zahlen zu nennen ist an dieser Stelle nicht angebracht, da diese morgen schon wieder überholt sein könnten. Doch eines ist mit Gewissheit zu sagen: Diese Krise verteuert die Lebenshaltungskosten für die meisten Menschen existenziell. Armut, Hunger, Energiesperren oder Zwangsräumungen drohen Millionen von Menschen in Deutschland. Gleichzeitig füllen sich die Taschen Weniger unaufhörlich weiter. Egal wie hart die Krise die meisten treffen mag, die Reichen profitieren dennoch und bauen ihren absurden Reichtum stetig aus.

Zu beobachten ist dies jedoch nicht nur hierzulande. In ganz Europa und weiten Teilen der Erde spitzt sich der Klassenantagonismus spürbar zu. Während die einen durch die Energiekrise immense Extraprofite einheimsen, gefährden die Preisexplosionen das Überleben der anderen. Die Ursachen und der Beginn der Krisenerscheinungen liegen in der Vergangenheit. Aber sie bekommen heute eine besondere Dramatik. Die katastrophalen Folgen lassen sich nicht mehr übersehen.

Und die gesellschaftliche Linke…?

Die hat die Notwendigkeit zum Handeln ebenfalls begriffen. Selten wurde an so vielen Ecken gleichzeitig zu ein und demselben Thema diskutiert, gearbeitet und vernetzt (s. auch unseren IL-Aufruf »Winter Is Coming: Zeit, Feuer zu machen!«). Bündnisse entstehen in vielen Städten. »Genug ist Genug« versucht ein Dach über diese zu zimmern. Verschiedenste Ansätze werden gegeneinander diskutiert: Basisarbeit vs. Diskursintervention vs. Direkte Aktion vs. Großdemonstration vs. Boykott. Dennoch ist die Schwäche der (radikalen) Linken nicht zu übersehen: Fehlende Mobilisierungskraft, strategische Ratlosigkeit, Uneinigkeit, fehlende analytische Schärfe und eine allgemeine Unbestimmtheit im Handeln sind vielerorts prägend.

Noch immer stehen klare Antworten auf zentrale Fragen aus. Wie schlimm wird es wirklich, welche Dynamik wird die Krise nehmen und welche Szenarien sind denkbar? Welche Auswirkungen hat das gegenwärtige gesellschaftliche Kräfteverhältnis? Wirkt die soziale Befriedung der scheinbaren staatlichen Hilfsmittel, oder durchbricht die Wut der Menschen diese Illusion? Welche Rolle kann / soll die radikale Linke in dieser gesellschaftlichen Auseinandersetzung nehmen und welches Ziel soll unsere Praxis haben? Beteiligen wir uns an der Austüftelung realpolitischer Forderung und wollen Schlimmeres verhindern? Oder wollen wir der Angst und der Wut zum Ausdruck verhelfen und revolutionäres Bewusstsein aufbauen? Wollen wir die Gelegenheiten nutzen, um wieder Land zu gewinnen bei den prekarisierten und marginalisierten Schichten? Wie schaffen wir es, den autoritären und menschenverachtenden Angriffen von Rechts zu begegnen? Und welche Rolle spielt bei all dem politische Organisation? Gelingt es uns, neuen Genoss*innen und Mitstreiter*innen und dem Protest Formen der Organisation zu geben? Wie setzen wir uns mit unseren Genoss*innen transnational in Verbindung und schaffen Momente des gemeinsamen Lernens und Kämpfens?

Aufruf zur Debatte!

Diesen und vielen weiteren Fragen wollen wir einen Raum geben und rufen Euch als Einzelpersonen und Gruppen – aus der IL und aus dem Kreise unserer Freund*innen und Kritiker*innen – auf, Euch an der Debatte zu beteiligen und uns Eure Artikel-Vorschläge zu schicken. Ihr erreicht uns unter blog@interventionistische-linke.org. Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion!